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Voice Embodiment – Transformation durch Stimmentwicklung

Albrecht Reese hat mich mit seinem Aufruf zur Blogparade „Transformation durch Körperarbeit: Wie hat Embodiment dein Leben verändert?“ zu diesem Thema inspiriert. Gleich zwei Fremdwörter finden sich in diesem Titel und beide haben eine tiefe Bedeutung für mich, für meine Entwicklung, meine Transformation und insbesondere für meine Arbeit mit der Stimme, Voice Embodiment. Daher geht es in diesem Beitrag um ein Thema, das sowohl meinen persönlichen Weg beleuchtet und gleichzeitig einen Einblick gibt in meine Art und Weise Stimmentwicklung zu fördern.

Transformation & Embodiment

Transformation ist ein vielseitig verwendeter Begriff, in der Mathematik und in betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen kennen wir Transformationen, auch in der Biologie des Körpers gibt es diese. Oftmals sprechen wir auch bei der Persönlichkeitsentwicklung von Transformation, wenn eine einschneidende, stark verändernde Veränderung stattfindet.
Suchen wir nach dem Ursprung des Wortes: Im lateinischen steht ‚trans‘ für (hin-)über, hinweg und formare für formen, gestalten – also eine Umformung, eine Verwandlung. Ich verstehe darunter weit mehr als eine kleine Veränderung, eine leichte Verbesserung sondern viel mehr eine grundlegende, sehr bedeutsame und spürbare Verwandlung hin zu einem neuen, leichteren und gleichzeitig kraftvolleren Zustand.

Embodiment heißt so viel wie Verkörperung, Verleiblichung oder Inkarnation (um ein weiteres Fremdwort zu benutzen). Dieser Begriff ist zwar inzwischen recht verbreitet, wird aber nicht einheitlich benutzt. Er stammt aus Psychologie und Kognitionswissenschaften und bezieht sich auf den Zusammenhang von Körper / Leib und Geist / Seele, die sich wechselseitig beeinflussen. Kognitive Prozesse und psychologische Prozesse werden nicht getrennt gesehen sondern in wechselseitiger Beziehung erlebt.

Voice Embodiment

Was meine ich mit Voice Embodiment, Verkörperung von Stimme?
Tagtäglich nutzen wir unsere Stimme im Gespräch, in Präsentationen, in Diskussionen oder summend und singend unter der Dusche oder auf der Konzertbühne. Solange die Stimme halbwegs zu unserer Zufriedenheit funktioniert, denken wir meist nicht über sie nach oder nehmen sie noch nicht mal wirklich wahr. Erst wenn wir uns zu sehr angestrengt haben, wenn wir heißer werden oder wenn wir durch Stress oder Angst einen „Kloß im Hals“ haben oder es uns „die Stimme verschlägt“, dann dringt sie unangenehm in unser Bewusstsein.
Die Stimme ist die hörbare Beziehung von Körper und Geist: neben dem kognitiven inhaltlichen Informationen können wir in ihrem Klang feinste Regungen der Seele hören. Wir nehmen diese Schwingungen hörend wahr aber auch fühlend beim Zuhören in den Reaktionen unseres eigenen Körpers. Wir fühlen uns plötzlich unwohl oder angenehm berührt – jenseits von Wortbedeutungen und tollen Inhalten.
Die Stimme kann unser Nervensystem regulieren: wenn Kätzchen schnurren breitet sich diese Vibration über ihren ganzen Körper aus, sie beruhigen sich damit und gleichen Spannungen aus. Wenn wir entspannt summen, können wir dies auch erleben. Unser vegetatives Nervensystem kommt in einen ruhigen, regulierten Zustand, Spannungen im Körper können sich lösen.
Wenn wir lernen unsere Sprechstimme im Alltag in diesem zutiefst physiologischen Zustand zu nutzen, ohne Druck und Forcierung, dann können wir beim Sprechen unser Nervensystem quasi nebenbei regulieren.
Dasselbe gilt natürlich insbesondere auch für das Singen.

Stimmentwicklung

Wie ent-wickle ich meine Stimme? Was ist eigentlich verwickelt und muss erst entwickelt werden, um frei und leicht zu klingen?
Ein Säugling kann enorm laut schreien, ohne heißer zu werden und auch die stimmlichen Lautäußerungen von Kindern ist außerordentlich beeindruckend, wenn man mal zur Pausenzeit am Schulhof einer Grundschule vorbeigeht. Beim Spielen summen, singen oder brabbeln Kinder auch munter vor sich hin, ohne darüber nachzudenken, wie das klingt und ob es jemand hört und sie regulieren sich damit selbst.
Erst unsere späteren Gewohnheiten, entstanden durch unsere Biographie, gesellschaftliche Konventionen oder was auch immer, bringt uns von der natürlichen Stimmnutzung weg. Zu oft hörten wir ein „sei leise“, „schrei nicht so rum“ oder gar „halt den Mund, das klingt so falsch“ und schon passen wir uns an, vergessen, wie die freie Stimme funktioniert, trauen uns nicht in unsere wahre Stimm-Größe.
Egal wie alt wir auch geworden sind und welche Blockaden wir uns körperlich „erarbeitet“ haben, es ist immer möglich, diese Größe zu entdecken und zu entwickeln! Keine Verwicklung lässt sich nicht auch wieder entwickeln!
Wir brauchen dafür nicht ein hartes Training von täglichen Stimmübungen oder irgendwelche muskulären Aktionen, sondern wir brauchen eine immer feiner werdende Wahrnehmung für die eigene Stimme (lies dazu gerne auch meinen Blogartikel „Stimmbildung lohnt sich – Stimme kann mehr“).

Was entwickeln wir alles für Fähigkeiten und welche Erkenntnisse bekommen wir bei der Stimmentwicklung?

🌀Wir lernen wahrzunehmen, wo im Körper Vibration zu erleben ist, wenn wir sprechen oder singen.

🌀Wir nehmen unseren Kehlkopf in allen Facetten seiner Möglichkeiten wahr.

🌀Wir lernen unsere zahlreichen Resonanzräume im Körper kennen.

🌀Wir nehmen wahr, wie sich Klang in unserem Körper ausbreiten kann.

🌀Wir lernen die Muster kennen, die momentan unsere Stimme in einem einschränkenden Rahmen hält.

Resonanzbilder Kehlkopf und Lungen

Der Weg ist also eine Wahrnehmungsschulung und ein Kennenlernen der uneingeschränkten Funktionsweise der Stimme – also erlebbare Physiologie der Stimme.

Körperarbeit

Für diesen Weg werden wir unterstützt durch jede Körperarbeit, die einhergeht mit Wahrnehmung. Also nicht einfach nur etwas tun, sich irgendwie bewegen, sondern mitbekommen, was wir tun und was dabei im Körper passiert. Sehr passend für die Stimme ist zum Beispiel Feldenkrais® Arbeit. Denn hier wird Bewusstheit durch kleine Bewegungen erreicht. Moshé Feldenkrais sagt, ihn interessieren nicht bewegliche Körper sondern bewegliche Gehirne. Das Hirn bildet neue Verknüpfungen und der Körper lernt neue Bewegungsmöglichkeiten.
Auch eine wahrnehmungsorientierte Yogapraxis, Alexandertechnik oder Spiraldynamik sind sehr fruchtbar im Zusammenhang mit Stimme. Besonders gut eignen sich auch Bewegungen, die durch Bilder, durch Imagination angeregt sind wie bei der Ideokinese oder Franklin® Methode. Denn auch unsere Stimme reagiert fein auf Vorstellungsbilder.
Wenn durch die Körperarbeit eine freiere Bewegung und eine größere fasziale Durchlässigkeit im Körper entstanden ist, dann ist dies auch im Klang hörbar. Genauso wie umgekehrt in einem blockierten Körper die Vibration der Stimme nicht frei durchschwingen kann sondern an harten Strukturen reflektiert wird und so geradezu herausgeschleudert wird anstatt Resonanzräume zu beleben. Diese Zusammenhänge von Körpertechniken und Stimmklang wurden schon in den 1980ger Jahren an der TU Darmstadt und am Lichtenberger® Institut für angewandte Stimmphysiologie erforscht.
Konkret heißt das, dass wir im Stimmcoaching und in der eigenen Arbeit mit der Stimme immer neugierig ausprobierend mit vielen Anregungen für Körper und sensorische Wahrnehmung umgehen und so der Stimme neue Möglichkeiten und der Erfahrung neue Dimensionen schenken.

Transformation

Was für eine Verwandlung ist mit Voice Embodiment tatsächlich möglich?

  • Natürlich hören wir in erster Linie die Verwandlung der Stimme. Sie wird klangvoll, authentisch, charismatisch und das ganz ohne unser künstliches Dazutun, einfach weil sie so ist, wenn wir sie wirklich frei lassen können.
  • Wir spüren eine große Durchlässigkeit im Körper, eine gute Erdung und Kraft, die mühelos bleibt auch über längere Zeit der Stimmnutzung.
  • Wir erleben Leichtigkeit in der Stimme und im ganzen Körper und das geht einher mit größerer Reichweite der Stimme!
    Das ist zu erklären und zu erleben durch hohe Frequenzanteile in der Stimme (das Silber in der Stimme), die ganz von alleine durch die Eigenresonanz von angeregten Körperstrukturen entsteht (Ohrräume, Nasenräume, Schleimhautschwingung etc.)
  • Diese hochfrequente Schwingung ist nicht nur essentiell für die mühelose Reichweite der Stimme, sondern sie ist auch eine hochenergetische Schwingung, die uns mit jedem Klang Energie schenkt und in einen hochschwingenden Zustand versetzt.
    Das hebt unsere Stimmung, verbindet uns mit unserer Intuition und kreativen Kraft – und das sozusagen als „Nebenprodukt“ bei der Stimmnutzung! Wir energetischeren nicht nur uns selbst, sondern beglücken damit auch unsere Zuhörerschaft.
  • Wie schon oben erwähnt ist eine solchermaßen freie verkörperte Stimme auch in der Lage unser Nervensystem fein zu regulieren. Das ist für mich eine absolut geniale Eigenschaft von Stimme! Denn so haben wir gleichzeitig mit einer kraftvollen, freischwingenden Stimme ganz nebenbei bei jedem Gespräch, jedem Team Meeting, jedem Vortrag die Möglichkeit mit eben dieser Stimme den Stress runter zu regulieren im eigenen Körper und bei den Zuhörenden. Burnout Prophylaxe vom Feinsten!

Meine eigene Erfahrung

Für mich war es eine geniale Entdeckung, wie anders mein Umgang mit meiner Stimme wurde, als ich 2005 die Arbeit des Lichtenberger® Institutes kennenlernte. Diese Geschichte habe ich im Beitrag „Wendepunkte in meinem Leben“ beschrieben. Auch heute noch kann ich sagen, dass ich beinahe täglich immer neue Möglichkeiten meiner Stimme und meines Körpers erforschen und entdecken kann. Nicht wie das mit fortschreitendem Alter in unserer heutigen Zeit üblich ist auf der Suche nach Dingen, die nicht mehr so gut gehen wie früher, sondern im Gegenteil, was mir im jeweiligen Zustand neu oder anders möglich ist.
Jede Veränderung im Körper, sei es durch veränderten Hormonhaushalt (Jugend, Zyklen, Schwangerschaften, Wechseljahre, Stress bedingte Änderungen etc.), durch Krankheiten, durch andere äußere Bedingungen oder was auch immer bietet neue Entdeckungsmöglichkeiten.

Neben der Arbeit mit der Stimme ist für mich eine Feldenkrais® Praxis, regelmäßige Bewegung wie Schwimmen oder spazieren gehen, Atemarbeit (atemtonuston®) und Ideokinese essentiell für meine lustvolle Entwicklung. Auch Yoga und Quigong sind für mich wohltuend.
Durch diese Vielfältigen Bewegungserfahrungen fühle ich mich heute kraftvoll und lebendig, auch wenn ich hier länger sitze und schreibe…😇

Transformierend ist für mich Voice Embodiment, da dieser Umgang mit Körper und Stimme mich lehrt, auch im Alltag achtsam und bewusst zu sein. Nicht im Autopilot durchs Leben zu düsen sondern wahrzunehmen, was gerade ist.

Wenn Du Fragen zu Deiner Stimme hast oder neugierig geworden bist auf dein eigenes Voice Embodiment, melde Dich gerne bei mir für ein kostenloses Gespräch.

Meer, Strand und Yogaraum

2 Kommentare zu „Voice Embodiment – Transformation durch Stimmentwicklung“

  1. Pingback: Monatsrückblick August 2024 - VESA Stimmcoaching

  2. Pingback: KW34/2024: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society

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